Kugel-Können nett verpackt zum Mitnehmen

Unter Pétanque-Trainern ist es ein offenes Geheimnis, dass es ungleich schwerer ist, Spieler/innen aus- und weiterzubilden, die bereits seit geraumer Zeit „auf ihre Art“ spielen, als solche, die zum ersten Mal Boule-Kugeln in der Hand halten. Beim BPV-NRW-Boule-Event 2022 im Sport- und Tagungszentrum des LSB NRW in Hachen trafen drei Tage lang beide Gruppen auf ein Team bestens ausgebildeter Kugel-Lehrer/innen. Im Vordergrund stand dabei der Breitensport-Slogan „Bewegen, begegnen, begeistern!“ – und alles drei ist bestens gelungen.

Ein volles Programm über drei Tage.
Vielfältige Trainings- und Spielmöglichkeiten.

Auf den Punkt 100 Teilnehmer/innen trafen freitags pünktlich bis 15:00 Uhr vor den Türen des Sport- und Tagungszentrums im schönen Sauerland ein. Hier wurden sie vom Team rund um den Beauftragten für das Trainerwesen des BPV NRW, Günter Brüning, empfangen, registriert und mit den Unterlagen ausgestattet, die sie durch die drei Tage begleiten sollten. Den Rahmen des Boule-Events bildete ein Supermelée-Turnier über vier Runden, zu dem alle Spieler/innen kreuz und quer über das dreitägige Event verteilt gelost wurden. Nach der Einschreibung konnten alle zunächst ein paar Kugeln werfen, Kaffee und Kuchen genießen oder sich einfach nur in geselligen Runden kennenlernen.  Der offizielle Teil startete um 16:30 Uhr im Innenhof der Sportschule.

Moderiert durch den BPV NRW-Vizepräsidenten Inneres, Dirk Engelhard, wurde hier das Team der Trainer und Trainerinnen vorgestellt, die jeweils kurz über ihre für den Samstag geplanten Workshops informierten.

Die Resonanz auf die Inhalte war so riesig, dass es schnell zu viele Anmeldungen für einzelne Themen gab. Damit die Gruppen nicht jeweils zu groß würden, sprangen zusätzlich zu den geplanten Referenten noch spontan Kerstin Lisner und Christoph Roderig als Leiter/in gleich lautender Angebote ein.

Henry Jürgens: „Schießen einmal anders!“

Der Workshop von Henry schaffte in Sachen „Schießen“ den Spagat zwischen „keine Ahnung, worum es geht“ und „mache ich schon seit Jahren“. Das, was Eingangs beschrieben wurde, konnte man hier sehr deutlich beobachten. Körperhaltung, Schwung, Öffnung der Hand – alles Dinge, die man jemandem beibringt, der frisch im Sport und neu an der Boule-Kugel ist. Gleichzeitig sind dies aber auch Dinge, mit denen sich die Wenigsten, die schon ein paar Jahre aktiv sind, jemals auseinander gesetzt haben. „Einmal anders…“ richtet sich vor allen an diese Letztgenannten, die oft von sich selbst sagen, dass „uns das ja nie jemand mal so richtig gezeigt hat“! Gleichzeitig merkte man aber eben diesen Spieler/innen an, dass sie wild entschlossen sind, alte Gewohnheiten über Bord zu werfen und sich dieser Methodik und Motorik neu zu öffnen. Ein schwieriges Unterfangen, da man zunächst weniger erfolgreich spielt als in den Jahren zuvor. Aber wer dieses tiefe Tal der zwischenzeitlichen „Knoten im Arm“ durchschritten hat, ist am Ende froh, dass er oder sie sich auf den Weg gemacht hat.

Dieter Treichel: „Legen einmal anders!“

Die Duplizität zu Henrys Kurs liegt auf der Hand. Jede/r, der oder die einmal ein „richtiges“ Pétanque-Training mitgemacht hat, weiß, was ein Donnée ist. Auch die verschiedenen Wurfarten, flach, halbhoch oder hoch, sind keine völlig neuen Erkenntnisse. Allein die Tatsache, dass das Ganze nun einmal fundiert erklärt, in einzelne Phasen des Wurfs aufgelöst und damit nachvollziehbarer wird, ist „Neuland für die alten Hasen“. Genau wie bei Henrys Kurs waren die Teilnehmer/innen beider Lager, Neulinge oder Altgediente, sehr angetan von dem vermittelten Wissen.

Christoph Roderig: „Regelkunde: warum Boule ohne Spaß keinen Sinn hat!“

Anders als seine Trainer-Kollegen entschied sich Christoph Roderig für eine theoretische Lerneinheit. Dabei griff er für die Teilnehmer/innen natürlich das Pétanque-Regelwerk auf, ohne das eine Partie gar nicht möglich ist. Er widmete sich vor allen Dingen aber auch Regeln, die für ein „schönes Spiel“ eingehalten müssen, und die nicht dezidiert schriftlich erfasst sind. „Platzreife“ nennt es der Trainer, wenn Spielerinnen und Spieler wissen, wie man sich insbesondere rund um das Spielgeschehen zu verhalten hat, wenn gerade die gegnerische Mannschaft im Kreis steht. „Nein, man geht nach dem Wurf des Gegners eben nicht zum Bild und schaut einmal nach, was dabei herausgekommen ist.“ „Nein, man freut sich eben nicht offensichtlich, wenn dem Gegner ein Wurf nicht gelungen ist.“ Die Beispiele dessen, was man rund um eine Partie falsch und damit ein eigentlich „schönes Spiel“ weniger schön machen kann, sind so umfang- und facettenreich wie das eigentliche Regelwerk.

Janne Jürgens: „Boule & Bike“

Janne Jürgens ist lizensierte Tour Guide des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs, sie nahm eine Gruppe aus dem Kreis der Teilnehmer/innen am Samstag mit auf eine Tour „Boule & Bike“. Hier ist der Name Programm: mit Fahrrädern wird eine schöne Route ausgesucht und gefahren, im Verlaufe derer immer wieder einmal ein Stopp für eine schöne Partie Pétanque gemacht wird. Im Rahmen des Boule-Events 2022 gab es hier natürlich nur eine kürzere „Schnupper“-Tour, aber die Mitradelnden bekamen ein schönes Gefühl dafür, wie abwechslungsreich und unterhaltsam das Ganze auch als alleinstehende Veranstaltung über einen gesamten Tag verteilt ist.

Boule & Bike: schöne Plätze mit dem Rad erkunden…
…geht auch zu Fuß, beim Boulandern!

Karl Rosenbaum: „Boulandern“

Karl bot eine Schnupperrunde der Variante ohne Fahrräder an. Auf Schusters Rappen wird ebenfalls eine hübsche Runde gedreht, im Verlaufe derer interessante Terrains für schöne Partien entdeckt und genutzt werden. Auch dies war natürlich nur ein kurzer Ausflug für eine kleinere Gruppe von Teilnehmer/innen. Aber es sollte ja auch nur die Idee präsentiert und einmal umgesetzt werden – von der sich alle am Ende des Tages sehr begeistert zeigten.

Das Boule-Sportabzeichen

Ebenfalls in Hachen mit dabei waren Regina Dreischer-Fingerle, Hanjo Fingerle und Werner Prix, die maßgeblich an der Entwicklung des Boule-Sportabzeichens beteiligt waren, dessen Erfolgsgeschichte immer weiter fortgeschrieben wird. An jeweils drei Stationen zum Thema „Legen“ und „Schießen“ können hier Spieler/innen Ihre Fähigkeiten in beiden Disziplinen beweisen. Je nach Punktzahl, die erreicht wird, kann dann das Boule-Sportabzeichen in Bronze, Silber oder Gold erkämpft werden. Im Rahmen des Deutschen Sportabzeichens erkennt der DOSB hier die Leistungen für den Bereich „Koordination“ an. Alle Teilnehmer/innen hatten an den drei Tagen die Möglichkeit, sich unter der Aufsicht von Regina, Hanjo und Werner das Boule-Sportabzeichen in einer der drei Farben zu erobern. Darüber hinaus bot sich die Gelegenheit, eine Ausbildung zum Prüfer zu diesem Parcour zu absolvieren und erfolgreich abzuschließen. Einige hundert Boule-Sportabzeichen wurden in den letzten zwei Jahren schon in ganz Deutschland vergeben.

Die Mischung macht’s

Das Sport- und Tagungszentrum des LSB NRW mausert sich immer mehr zu einem echten Stützpunkt für Boule und Pétanque. Vor rund fünf Jahren waren es noch zwei offizielle Flächen auf denen bis zu fünf Partien gleichzeitig gespielt werden konnten. Inzwischen sind auf dem Areal knapp 30 Bahnen mit unterschiedlichsten Böden entstanden, auf denen ambitionierte Pétanque-Sportler/innen wirklich alles einmal ausprobieren können, was zu einem erfolgreichen Wettkampf gehört. Ideal für die Workshops zum Boule-Event 2022, aber auch für die spannenden Partien beim begleitenden Supermelée. Die Mischung aus konzentrierter Umsetzung der Lerninhalte, die die Trainer/innen vermittelt haben – und dem lockeren, wenn auch nicht völlig vom Ehrgeiz befreiten, Turnier. Bemerkenswert, wie durchgängig harmonisch diese große Gruppe von Menschen drei Tage im Zeichen des Pétanque-Sports miteinander verbrachten.

Live: die „Fat Trousers Accoustic Rollers“.

Samstag-Abend – der gemütlich Teil

Selbstverständlich ist es nicht so, dass die sportlichen Aktivitäten an diesem Wochenende überwiegend ungemütlich waren – aber der Samstag-Abend widmete sich auch zum Boule-Event 2022 wieder ganz der Geselligkeit. Bestens vom Grill und mit leckeren Salaten versorgt genossen die Teilnehmer/innen gekühlte Getränke an der frischen Luft eines lauen Sommer-Abends. Für zusätzliche Unterhaltung sorgten hierbei nicht nur Werner Prix und Christoph Roderig mit kleinen Rate-Spielen und Anekdoten rund um den Pétanque-Sport. Ein Highlight war hier mit Sicherheit die Band „Fat Trousers Accoustic Rollers“ rund um Trainer Henry Jürgens. Der tauschte die Kugeln gegen die Gitarre und sorgte mit Bassistin, Percussion und weiterem Gitarristen für wunderbare Live-Musik. Am Ende hielten dann auch nicht alle Tanzbeine still, der Abend klang in einer wunderbaren Atmosphäre aus.

Schon wieder vorbei?

Am Sonntag wurde die letzte Runde des Supermelées gespielt und am frühen Vormittag traf man sich im Innenhof des Tagungszentrum zur Siegerehrung und für ein kleines Resümée der vergangenen Tage. Deutlich überwiegend zeigten sich hierbei nicht nur die Teilnehmer/innen begeistert. Auch das Kern-Team rund um den Hauptorganisator Günter Brüning (hier war Henry Jürgens federführend für die Trainings-Workshops und Dirk Engelhard maßgeblich in die administrativen kaufmännischen Belange involviert) war mehr als einverstanden mit dem Verlauf und den Ergebnissen des Events. Alle hatten wieder einmal etwas hinzugelernt. Insbesondere die Spieler/innen, die im Verlaufe der drei Tage festgestellt hatten, dass „uns das ja noch nie jemand richtig gezeigt hat“ betonten, dass sie sich in Sachen „erfolgreicher Pétanque-Sport“ um einige wichtige Schritte weiter nach vorne gebracht sehen. Und so fasst auch der Beauftragte für das Trainerwesen im BPV NRW die Erkenntnisse des Wochenendes einmal zusammen: „Die Menschen, die dem Boule-Virus verfallen sind, haben über viele Jahre mehr oder weniger erfolgreich aber jedenfalls mit großer Freude an Wettbewerben teilgenommen. Dass sie nun mehr und mehr Angebote zu gezielten Trainings und zu einer positiven Weiterentwicklung wahrnehmen können, wird mit großem Engagement und Dankbarkeit angenommen. Die weitere Ausbildung und die gezielten Angebote von Trainer/innen sind das Gebot der Stunde. Ich bin mir sicher, dass dies auf Sicht der nächsten Jahre zu einer völlig neuen Qualität insgesamt im Pétanque – nicht nur in NRW – führen wird.“

Das BPV-NRW-Boule-Event 2022 fand vom 19. – 21. August im Sport- und Tagungszentrum des LBS NRW im sauerländischen Hachen statt.

Das BPV-NRW-Boule-Event 2023 findet vom 04. – 06. August statt – wer dabei sein möchte, sollte sich mit einem Klick hier schon einen Platz sichern!

Sehr gesellige Atmosphäre beim gemeinsamen Grill-Abend.
Vor der Preisverleihung am Sonntag-Vormittag.

Orga-Team-Chef Günter Brüning mit den strahlenden vier Sieger/innen des Supermelée-Turniers.