Es war ein rauschendes Boule-Fest

40 (+1) Jahre Boule und Pétanque-Verband NRW e.V.

Die Ehr- und Jubiläums-Kultur ist im Deutschen Pétanque bekanntermaßen nicht besonders weit entwickelt. Selten mobilisieren der DPV oder einzelne Landesverbände zu solchen Anlässen mehr als 50 Leute. Anders der BPV NRW, der (Pandemie bedingt) mit einem Jahr Verspätung sein 40jähriges Bestehen krachend feiern konnte. Rund 200 Gäste wurden auf dem Boulodrôme des BPC Geseke und später zur Abendveranstaltung begrüßt. Der BPV NRW-Vorstand rief – und so viele kamen!

Das Programm der zweitägigen Feierlichkeiten wurde mit zwei Turnieren eröffnet zu denen sich jeweils 24 Triplette plus Ersatzspieler/in angemeldet hatten. Das „Jubiläums-Turnier“ für alle Lizenz-Spieler/innen im BPV NRW und der „Cup der Vorstände“ zu dem nur amtierende oder ehemalige Vereins- und Verbands-Vorstandsmitglieder zugelassen waren. Pünktlich um 10:30 Uhr startete der Samstag auf der wunderschönen Boule-Anlage der Geseker mit einem kleinen Flop: die Lautsprecher-Anlage ließ sich nicht aktivieren. Kein Problem für BPV NRW-Präsident Hans Kutsche, der sich kurzerhand auf eine Parkbank stellte und die anwesenden Teams ohne Mikrofon, dafür mit einer gehörigen Portion Enthusiasmus, Elan und ausgebreiteten Armen unverstärkt mit „Guten Morgen NRW!“ begrüßte. Ein erster brandender Applaus war der Dank für diese leidenschaftlichen drei Worte. Die Ansprache und Begrüßung war kurz und knackig gefasst. Souverän wurde der Turnier-Ablauf geschildert, in beiden Wettbewerben starteten Vierer-Poules, die Auslosung war bereits erledigt, um 11:00 Uhr standen alle Teams auf den ihnen zugelosten Plätzen.

Spannende Böden, tolle Atmosphäre auf dem Boulodrôme des BPC Geseke.
Das Jubiläums-Turnier und der Cup der Vorstände mit jeweils 24 Teams.

Es qualifizierten sich jeweils die beiden Teams mit zwei Siegen für die beiden Endrunden am Sonntag sowie die acht besten Drittplatzieren. Für die jeweils acht Teams denen dies nicht gelang, war für Sonntag ein B-Turnier im Angebot, so dass dort drei Turniere mit jeweils 16 Mannschaften durchgeführt wurden. Die Turnierleitung arbeitete am Samstag schon so zügig und barrierefrei, dass sich alle Teilnehmenden bereits gegen 16:00 Uhr auf den Weg in ihre Hotels und Pensionen machen konnten, um sich für die Abendveranstaltung frisch und bei Bedarf hübsch zu machen.

 

Weiter ging das Fest dann in der Schützenhalle im benachbarten Störmede….

Weiter ging das Fest dann in der Schützenhalle im benachbarten Störmede, wo die Gäste ab 18:00 Uhr im durch die Geseker Mitglieder liebevoll geschmückten Saal mit einem Glas Sekt begrüßt wurden. Das donnernde „Guten Abend NRW!“ des Präsidenten Hans Kutsche wurde wieder ebenso erwidert. Seine eigene Ansprache hatte auch ein herzliches „Danke schön!“ an den BPV NRW-Vorstand und an die Spieler/innen seines Vereins zum Inhalt, die jeweils diese tollen Tage überhaupt erst möglich gemacht hatten. Ansonsten fasste er sich gekonnt kurz, denn es warteten mit dem Vizepräsidenten des Landessportbundes NRW, Diethelm Krause, dem Bürgermeister der Stadt Geseke, Dr. Remco van der Velden und dem Präsidenten des Deutschen Pétanque Verbandes, Michael Dörhöfer noch drei weitere Hochkaräter auf ihre Grußworte.

Diethelm Krause hob in seinem Grußwort insbesondere hervor, dass der Pétanque-Sport in Zeiten der Pandemie einer der wenigen ist, der keinen Mitgliederschwund zu beklagen hat, dass hier im Gegenteil die Zahlen sogar wachsen.

Dem Bürgermeister Remco van der Velden war es wichtig, auch darauf einzugehen, welche wichtige Rolle das Miteinander beim Boule und Pétanque im Zusammenhang mit der „sozialen Gesundheit“ der Menschen nicht nur in seiner Stadt spielt.

Michael Dörhöfer ging in seinem Beitrag insbesondere auf die Heranwachsenden im Pétanque-Sport ein. Hier war es ihm wichtig dafür zu appellieren, den Kindern und Jugendlichen auch den altersgerechten Spaß an der Sache zu bieten, jenseits der großen Ernsthaftigkeit, in der insbesondere die Wettkämpfe beim Pétanque üblicherweise durchgeführt werden.

Alle Vorträge waren von zwischenzeitlichem und abschließendem begeisterten Applaus begleitet!

LSB NRW-Vizepräsident Diethelm Krause.
Hans Kutsche mit Bürgermeister van der Velden.

 

Im Anschluss an die Festreden wurde das Buffet eröffnet

Im Anschluss an die Festreden wurde das Buffet eröffnet, toll organisiert, ohne lange Wartezeiten, konnten die Gäste sich bei unterschiedlichen Leckereien bedienen. Auch hier waren die fleißigen Helfer/innen des BPC Geseke immer und zu jeder Zeit sehr flott im Einsatz. Zum Essen spielte die sensationell professionelle Revival Band von Daniel Ligges mit Saxophon und Sängerin ein erstes Mal auf und gab einen Eindruck davon, dass zu vorgerückter Stunde sicher kein Tanzbein still bleiben würde.

Auf dem Weg zur heißen Schlacht am ebensolchen Buffet.
Eine herzhafte Stärkung für den anstehenden Abend.

 

Der nächste Programmpunkt

Der nächste Programmpunkt (im wahrsten Sinne des Wortes zum „Nachtisch“) gehörte dann einem Urgestein des Boule und Pétanque in NRW: Klaus Tröstrum. Anmoderiert vom Münsteraner Christoph Roderig trug Tröstrum, der von 1986 bis 2003 Chefredakteur der Fachzeitschrift „Pétanque International“ mit einer bundesweiten Auflage von rund 2000 Exemplaren war, Wissenswertes nicht nur aus 40 Jahren BPV NRW vor. Sein Rückblick startete bereits mit den ersten Deutschen Pétanque Meisterschaften überhaupt, im Jahr 1972. Er beschrieb die Entwicklung des Sports, der sich langsam in den 80er Jahren immer mehr aus den damals dominierenden Regionen im Saarland, Baden-Württemberg und Bayern in Richtung Norden der Republik verschob. Sehr anschaulich ging er hierbei darauf ein, wie auch NRW immer mehr Spitzenspieler hervorbrachte und nach und nach immer mehr Deutsche Meisterschaften hier durchgeführt wurden. Die ersten größeren Boulehallen standen in den 90er Jahren in NRW – und viele Systeme und Prozesse rund um den Wettkampf wurden hier ins Leben gerufen. Besondere Erwähnung fand der Düsseldorfer Wolfgang Niermann, der mit dem aus dem Schach stammenden „Schweizer System“ in Sachen „Pétanque-Wettkampf-Systeme“ bundesweit für eine kleine Revolution gesorgt hatte.

Ein ansehnlicher Teil des Vortrages widmete sich abschließend einer Ikone des NRW-Pétanque: „Mister Kommunikation“ Wolfgang Vianden. Der heutige BPV NRW-Vizepräsident ist bereits seit 20 Jahren der Motor der verbandseigenen Homepage. Über 7 Mio. Klicks hat er mit der geballten Informationsflut auf der Internet-Seite in diesem Zeitraum generiert. Das sind ziemlich sicher mehr als die Internet-Seiten aller anderen Landesverbände in dem Zeitraum insgesamt haben. Und an dieser Stelle und in diesem Zusammenhang wurde Wolfgang Vianden unter lang anhaltendem und brandendem Applaus mit Standing Ovations, dann durch Hans Kutsche mit der goldenen Ehrennadel des BPV NRW ausgezeichnet.

 

Auch den unterhaltsamen und informativen Vortrag quittierte das Publikum zwischendurch und abschließend mit großem Applaus.

Diesen eher nüchterner Daten und Fakten folgte perfekt durchgetaktet gleich ein nächstes Highlight: der Comedian Jörg Jará, den die meisten auch aus den entsprechenden TV-Shows kennen, wo er ein Millionen-Publikum begeistert. Der Bauchredner wurde in seiner ersten Runde des Abends durch „Herrn Jensen“ unterstützt, einer Puppe im Stile von „Waldorf & Stettler“ aus der Muppet-Show. Nicht nur die Tatsache, dass Herr Jensen Nüsse mag, aber nicht mehr so richtig kauen kann, sorgte für Lach-Tränen in den Augen des Publikums, das sich restlos begeistert zeigte und schon Zugaben forderte, obwohl klar war, dass Jörg Jará die Bühne auch noch für einen zweiten Teil des Abends erobern würde.

 

 „Tag der Ehre“

Teilweise Tränen der Rührung flossen zum anschließenden „Tag der Ehre“ im Rahmen dessen besonders verdiente Ehrenamtliche, erfolgreiche Sportler und herausragenden Schiedsrichter geehrt wurden.

Denn für alle, denen mit der höchsten Auszeichnung des BPV NRW, der goldenen Ehrennadel, gedankt wurde, kam selbiges überraschend. Niemand von denen hatte im Vorfeld eine Ahnung, dass er zu den Glücklichen gehören würde.

Karl-Heinz Koch aus Delbrück war von seinem Verein vorgeschlagen worden, weil er sich seit Jahrzehnten für die Entwicklung des Pétanque-Sports in seiner Gemeinde überdurchschnittlich engagiert.

Konrad Averbeck aus Münster hat über viele Jahre mit verschiedenen Formaten, die er sich rund um die Boule-Kugeln ausgedacht hat, Menschen dazu motiviert, Geld für einen guten Zweck zu spenden. In der Summe konnte er so bis heute weit über 15.000,– Euro an die Organisation proFilia überweisen.

Norbert Koch aus Erkrath ist ebenfalls seit vielen Jahren eine sprudelnde Quelle toller Ideen rund um das Engagement, immer mehr Menschen für Boule und Pétanque zu begeistern. Nicht nur dies drei wurden mit der „Goldenen Ehrennadel“ überrascht.

Besonders witzig war es, dass Heinz Zabel aus Münster bereits den ganzen Abend Fotos und Videos vom Geschehen machte. Heinz ist einer der wichtigsten Motoren wenn es um die Kommunikation im Breitensport des BPV NRW geht. Nun filmte er also gerade die Laudatio von Klaus Tröstrum an einen bis dahin noch nicht genannten zu Ehrenden, als plötzlich zum Abschluss sein eigener Name fiel. Da stand er dann erst einmal einige Sekunden mit offenem Mund hinter seiner Kamera, bis er sich auf den Weg machen konnte, die Urkunde und Nadel entgegenzunehmen.

Zwei Jugendliche Pétanque-„Kanonen“, Luca Jöris und Mathis Schulz, bereits als Kinder und jetzt als Teenager mehrfache Deutsche Meister und Vize-Meister, wurden in Abwesenheit mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. DPV-Präsident Michael Dörhöfer überreichte diese Urkunden an den BPV NRW-Vizepräsidenten Jugend, Christian Paffrath.

Abgerundet wurden die Ehrungen durch den BPV NRW-Vizepräsidenten Schiedsrichterwesen, Graziano Cecchetti, der die goldene Ehrennadel an die Schiedsrichter Jozef Major und Achim Schulz für deren besonderes Engagement überreichte.

Alle Geehrten wurden mit einem von Hans Kutsche dirigiertem kräftigen Klatsch-Marsch des Publikums wieder auf ihre Plätze begleitet.

Karl-Heinz Koch aus Delbrück
Konrad Averbeck aus Münster
Norbert Koch aus Erkrath
Heinz Zabel aus Münster
Der Vorstand des BPV NRW mit seinen Frauen.

Mit dem Abschluss der Ehrungen endete dann auch der offizielle „Verbandsteil“ des Abends, die Bühne gehörte nun zunächst wieder Daniel Ligges und seiner Band, die eine Brücke aus musikalischem Hochgenuss in Richtung Jörg Jará bauten.

Vorher gab es aber einen weiteren emotionalen Höhepunkt. Hans Kutsche bat seine Vorstandskollegen nach vorne um ein besonderes „Danke schön!“ zu platzieren. Denn anschließend wurden auch die Ehefrauen und Lebensgefährtinnen der BPV NRW-Vorstände hinzugebeten, denen ihre Männer jeweils eine wunderschöne Baccara-Rose überreichten und jeder für sich ein „Danke schön!“ ins Ohr flüsterte. Ein Dank für das Verständnis für die vielen Stunden, die die Vorstände für den Verband ehrenamtlich investieren und in denen ihre Frauen nicht nur manchmal ein bisschen kurz kommen.

Dann aber wieder: „Show Time!“

Dann aber wieder: „Show Time!“ Der Comedian Jörg Jará hatte im zweiten Teil seiner Show die Puppe Olga auf der Bühne während sich zwischenzeitlich immer wieder Herr Jensen aus dem ersten Teil aus einer Kiste meldete in der er verstaut war. Wahnsinnig spritzig und unterhaltsam, ein Feuerwerk aus Wortwitz, Satire und Albernheiten, in dem das Thema Boule und Pétanque extrem professionell aufgegriffen wurde. Natürlich kam Jörg Jará anschließend nicht an einer Zugabe vorbei. Hier holte er sich zwei Leute aus dem Publikum nach vorne, die von ihm dirigiert die Lippen bewegten, während er ihnen als Bauchredner die Worte in den Mund legte – sensationell! Beim abschließend gemeinsam gesungenen „Always look on the bright side of life“ hielt es niemanden mehr auf den Stühlen: großartig, toll und ganz wunderbar! Das war eine Show-Einlage, die nicht mehr zu übertreffen war! Und deshalb sorgte abschließend für den Rest des Abends die Daniel Ligges-Band für eine gut gefüllte Tanzfläche mit bestens gelaunten Gästen. Und das nicht nur, weil Hans Kutsche kurz vorher verkündet hatte, dass der BPV NRW ab diesem Zeitpunkt einige Freigetränke spendiert.

Daniel Ligges mit seiner fantastischen Sängerin.

Am Sonntag ging es sportlich weiter….

Auch am Sonntag zu den Endrunden auf dem Boulodrôme des BPV Geseke war die Abendveranstaltung noch Thema Nr. 1. Aber es ging ja auch sportlich weiter. Nach drei Runden Schweizer System in allen Turnieren standen jeweils zwei Teams mit drei Siegen als Finalisten fest, die hatten nun erst einmal eine wohlverdiente und auch gerne genommene Pause. Die anderen Teams spielten eine weitere Runde um die Platzierungen. Hierbei muss erwähnt werden, dass in allen Turnieren ein gesponsertes Preisgeld von insgesamt 2.500,– Euro „im Topf“ war. Allein die Finalisten im „Cup der Vorstände“ und im „Jubiläums-Turnier“ kämpften jeweils insgesamt um 550,– Euro, 300,– Euro für das Siegerteam und 250,– Euro für den zweiten Platz – keine Kleinigkeit also. Entsprechend groß und gespannt war die Kulisse der Zuschauer die die Wettkämpfe beobachteten.

Das offizielle T-Shirt zum Jubiläum.
Auch an Tag 2: Spannende Spiele und heiße Wettkämpfe.

Im „Jubiläums-Turnier“ behielt das Team von Senden-Davert (Gold) deutlich Oberhand gegen die Mannschaft vom DJK Dellbrück 1 (Silber), die im Finale nur sehr übersichtlich punkten konnten – allerdings versöhnt durch das oben erwähnten „Schmerzensgeld“. Bronze ging an Wipperfürth 2.

Team Senden-Davert
Team DJK Delbrück

Im „Cup der Vorstände“ behielt die Mannschaft aus Leichlingen Witzhelden (Gold) Oberwasser und besiegte das Team des BPC Geseke (Silber). Die Bronze-Medaille ging hier an das Team NRW Jugend.

Team Leichlingen-Witzhelden
Team BPC Geseke

Das B-Turnier konnte das Team Wuppertal-Vohwinkel (Gold) gegen den CdP Erkrath (Silber) für sich entscheiden. Die Bronze-Medaille erkämpfte sich die Mannschaft vom NRW Breitensport.

Team Wuppertal-Vohwinkel mit Schirmherr Matthias Bruchmann (l.)
Team CdP Erkrath

Abgerundet wurde der sportliche Teil durch eine großartige Siegerehrung mit Pokalen und Medaillen.

 

Ein herzlicher Dank an die Sponsoren der Veranstaltung

An dieser Stelle geht auch noch einmal ein herzlicher Dank an die Sponsoren der Veranstaltung, allen vorweg der Verlag Bruchmann, dessen Geschäftsführer Matthias Bruchmann die Schirmherrschaft für das Event übernommen hatte. Aber auch der ARAG-Versicherung, Boules-Matz, Boule-Training Daniel Dias, Dick Getränkehandel, Hotel zur Eiche, Kutsche Finanz KG, Optimum Finanz GmbH, Team Roderig und der Wirkware GmbH.

Abschließend bleibt die Erkenntnis, dass der Vorstand des BPV NRW unter der Leitung seines Präsidenten Hans Kutsche hier die Messlatte für eine solche Feierlichkeit extrem hoch gelegt hat. Es war ein mitreißendes Pétanque-Event und eine rauschende Boule-Nacht wie man sie in Deutschland noch nicht kannte – und auf deren Wiederholung man wahrscheinlich noch 9 Jahre warten muss, bis es um „50 Jahre BPV NRW“ geht. Wünschen wir also Hans Kutsche noch eine lange Gesundheit und damit einhergehende Präsidentschaft!

Impressionen