BouLandern – Boule und Wandern im Sauerland

Text und Bilder von Karl Rosenbaum, Arnsberg

Verwöhnt vom letztjährigen BouLandern mit einem sauerländischen Indian-Summer sahen wir vertrauensvoll dem BouLandern im Oktober 2023 entgegen. Doch die Wetterprognosen zum Wochenanfang erfüllten uns mit Sorgen. Am Dienstag entdeckten wir für den Donnerstag, mit der geplanten Haupt-Wanderung, einen leichten Hoffnungsschimmer. Insgesamt sah es jedoch äußerst düster aus. Wie würden die teilnehmenden Bouler*innen auf Dauerregen reagieren? Was für Sauerländer*innen ein Spaziergang ist, mag für Flachländer*innen eine Wanderung sein. 

Es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung – aber nicht in dieser Gruppe!
Solange es ging wurde draußen trainiert.

Würden die unterschiedlichen Erwartungshaltungen an eine Wanderung im hügeligen Sauerland ins Wasser fallen müssen?

Sollten wir uns in Zeiten von Klimawandel nicht über einen Normal-Regen freuen?

Der Mittwoch zeigte sich zur Anreise im hellen Grau. Es gab einen „Plan B“, aber wird er wirklich bemüht werden müssen? Diese und ähnliche Fragen bereiteten den Leitern Karl Rosenbaum und Günter Brüning unruhige Nächte.

Beim Kennenlernen stellten sich sowohl weniger erfahrene aber erwartungsvolle Boulespieler*innen als auch Spieler*innen mit Turniererfahrung in der Runde vor. Selbst „Wiederholungstätern konnten die Wetterprognosen nicht davon abhalten, zum wiederholten Mal zum BouLandern ins schöne Sauerland anzureisen. Sie ließen durchblicken, dass es sich für sie, allein des qualifizierten Trainings wegen, lohne zu kommen.

So ging es nach dem Kennenlernen und dem Mittagessen bei einsetzendem leichtem Regen Richtung Flaskethütte. Vorher wurde den Neulingen (es gibt tatsächlich immer noch Boulespieler*innen die noch nie in Hachen waren) die Sportschule und das großzügige und weitläufige Gelände mit seinen zahlreichen Spielmöglichkeiten präsentiert.

Doch es kam, wie es kommen musste.

Am Ende des Geländerundgangs schauerten wir im Feriendorf, analysierten dabei die Wetterlage und zogen es vor, draußen, auf den neuen, überdachten Boulebahnen nach ein paar Dehnübungen mit dem Training zu starten.

Der Regen wurde zuverlässiger, pausenloser und erreichte uns auch bald unterm Dach. So zog Trainer Günter die Jokerkarte.

Nach einer Tasse Kaffee baute Trainer Günter in Halle mehrere Ateliers auf: mit Indoor-Kugeln und Crossboccia-Bällen ertasteten wir uns das Gefühl für den ebenen Hallenboden. Mit Crossboccia-Bällen versuchten wir, jonglierend die Synapsen aus dem Schlaf zu reißen. Die Zeit bis zum Abendessen verging so wie im (Kugel)Flug.

Nach dem Abendessen wurden in der Halle die ersten Spiele mit Hallenkugeln und Crossboccia-Bällen ausgetragen. Nicht wenige Teilnehmer*innen waren total erstaunt, was man mit Crossboccia-Bällen alles anstellen kann.

Gegen 21:00 spürten die ersten von uns die Folgen eines erfüllten Tages. Bei Willi in der Tenne wurde der Tag reflektiert. Dass dabei das miese Wetter nicht das bestimmende Thema war, belegt nur, dass Günters Trainings-Programm interessanter war.

Der Donnerstag startete in Grautönen mit leichtem, teintpflegendem Nieselregen, der die Teilnehmer nicht davon abhalten konnte, nach der Frühbesprechung draußen die Kugeln, in diesem Fall in den Splitt zu legen und später zu schießen.

Nach einem kleinen Warmup hatte Günter für uns anspruchsvolle Lege-Ateliers vorbereitet: Legetrichter, über Hindernisse, durchs Törchen, 50cm vor die Sau und 1-m Zielbereiche wurden als Leiterspiele auf verschiedene Distanzen geübt und geübt.

Nach einer kurzen Kaffeepause strebten wir wieder ins Freie. An neuen Ateliers wurde nun scharf geschossen: „Brillenschuß“, „auf die eigene“, flach, hoch und „drei neben einander“ mit Ansage forderten uns ebenso wie der Schuss auf Eisen auf eine große Kugel wie sie Kugelstoßer nutzen und eine normale Boule-Kugel. Die Gummimatte unter diesen Zielen verzeiht keine Fehler und sorgte bei bei Fehlversuchen für viel Bewegung.

So war der Vormittag im Flug passé, der Himmel wurde klarer.

Nach köstlicher, mittäglicher Stärkung hatte Sauerlandkenner und „Wanderführer“ Karl Rosenbaum das Kommando. Wir fuhren mit zwei Bullis zum Schloß Amecke.

Die Fahrt führte am schönen Sorpesee entlang zum Parkplatz der benachbarten Golfanlage.

Gleich dort, auf dem gesplitteten Parkplatz lernten wir Gelände-Lesen, erkugelten wir, ausgelost als Triplette und Doublettes,  Splittverdichtungen und Anhäufungen.

Nach einigen Aufnahmen wanderten wir entlang des Schloßes, begleitet vom Sorpebach, zum Platz der Amecker Saubermänner. Helmut Willecke, der Chef der Saubermänner, erwartete uns schon am Tor. Helmut gab uns einige Erläuterungen zur Rentnertruppe der Saubermänner. Schon auf dem Hinweg konnten wir uns von deren Wirken im sauberen Amecke überzeugen. 

Immer ein brauchbarer „Joker“: Indoor-Training mit Hallenkugeln und Crossboccia-Bällen.
Karl sorgte nicht nur für eine "saubere Wanderroute", sondern auch für ein saubere Boulebahnen

Leicht betrübt erklärte er uns das Vorhaben der Stadt Sundern, wonach der von den Saubermännern umgebaute Volleyballplatz in Kürze in eine Multifunktions-Kleinsportfläche umgestaltet werden wird. Er machte uns aber auch Hoffnung, dass wir im nächsten Jahr wahrscheinlich auf einer neuen Boulebahn spielen könnten. Nach dieser Einführung lud er uns ein, auf dem ehemaligen Volleyballplatz die Kugeln fliegen zu lassen. Wanderführer Karl überreichte die „Platzmiete“ in Form einer Flasche Primitivo und versprach die Saubermänner bei der anstehenden Bürgerinformation im Namen des Boule-Verbandes NRW zu unterstützen, damit die Saubermänner ein ordentliches Bouledrome erhalten.

Die vor dem Schloß begonnen Spiele wurden mit den letzten Aufnahmen beendet. Nach einer kurzen Pause zur Neuauslosung der Teams wurden, in neuen Paarungen, schöne Bilder auf einen stellenweise begrünten Asche-Platz gelegt. 

Der Platz der Saubermänner hat diesen gewissen Wohlfühlfaktor und so musste Karl den Blick zur Uhr lenken und mahnte ungern zum Aufbruch.

Der Weg um das wasserarme Sorpe-Vorbecken (Unterhaltungsarbeiten) heißt Airlebnisweg. Karls Versuch, das Tempo wegen der fortschreitenden Zeit zu steigern, wurde schon nach kurzer Wegstrecke durch einen Aufenthalt gestoppt. Die Aufnahme eines herzlichen Gruppenfotos benötigte Zeit.  Bei netten Gesprächen umrundeten wir das Vorbecken und mussten feststellen, dass die Zeit, die wir bei den Saubermännern verbrachten zu ausgedehnt war, um die weiteren eingeplanten Orte zu bespielen. So wurden der Plan angepasst. Alle waren froh, einen halbwegs trockenen Tag an frischer Luft verbracht zu haben. Ein gewisser Stalldrang ließ uns pünktlich zum Abendessen die SpoTa erreichen.

Das Tagesabschluss-Programm nach dem Abendessen wurde in der Mehrzweckhalle durch Manfred mit einer Überraschung eingeleitet: auf seinem Akkordeon verwöhnte uns  Manfred mit dem Stück „En Roulant Ma Boule“ von Hannes Wader. Manfred kam nicht ohne Zugabe davon, bevor Günter uns mit Koordinationsübungen forderte. Unsere Synapsen wurden dadurch aus dem Schlaf gerissenen, doch bevor diese Übungen zu Müdigkeit führen konnten, fand der sportliche Tag mit Zielwurf-Übungen und Crossboccia-Spielen seinen sportlichen Abschluß. Spätestens jetzt war das im Programm angekündigte Kaltgetränk dringend ersehnt und auch verdient.

Den heimlich gehegten Plan, die am ersten Tag geplante Wanderung zur Flaskethütte am Abschlusstag nachzuholen, durchkreuzten am nächsten morgen die Wettergötter.

So wurde gleich nach dem leckeren Frühstück notgedrungen die Indoor-Variante gewählt. In der Mehrzweckhalle wurden Ateliers mit Indoor-Boules und Crossboccia-Bällen bespielt. Mölky und Wikingerschach ließen den Vormittag kurzweilig verfliegen.

Eine letzte Gaumenfreude und Stärkung vor der abschließenden Feedback-Runde mit der Ehrung der Sieger*innen des begleitenden Mini-Turniers gab uns wieder einmal das Gefühl eines Aktiv-Kurzurlaubs vor der Haustür gehabt zu haben.

Wir erinnern uns der Spiele nach dem Abschied im letzten Jahr, der Bouler*innen, die sich noch auf Pilzsuche begaben und werden versuchen Anregungen aus dem Feedback umzusetzen und für die Wiederholer*innen neue Wege zu erkunden.

Das Wetter wird gut sein im nächsten Jahr oder das Programm so, dass das Wetter wieder keine Rolle spielt.