BPV NRW Trainer-Netzwerk-Treffen II/2023

Trainer-Netzwerktreffen des BPV NRW vom 27.–28.10.2023

Was soll das eigentlich sein? Ein Trainer-Netzwerktreffen, ist das so ein Kaffeeklatsch von sich wichtig nehmenden Menschen, die sich gegenseitig ihre tollsten Boule-Anekdoten erzählen?

Nicht im Geringsten.

In den letzten 3–4 Jahren ist eine Menge Schwung (Merke: beim Pétanque kommt es auf den Schwung an) in die „Trainer*innen-Szene“ von NRW gekommen. Allein die 30 frisch ausgebildeten C-Trainer*innen Breitensport und ein gutes Dutzend zertifizierter Assistenz-Trainer*innen stehen für diese neue Dynamik.

Es kommt immer mehr in den Vereinen an, dass Training doch etwas bringt. Die neue Trainer*innen Generation setzt die „Boule-Weisheit“: „Training kann nicht nur Spaß machen, Training muss Spaß machen“, mit viel Freude in ihren Projekten um. Neben den ausgebuchten Trainer*innen-Ausbildungen waren auch der Workshop „der blaue Elefant“ mit Ludger Roloff und Michael Weise, sowie die Workshops von Günter Brüning und Henry Jürgens in der Sportschule Hachen, und das „Boule-Event“ mit einem hohen Anteil an qualifizierten Technik- und Taktikworkshops, Highlights in der Bildungsarbeit des BPV NRW im Jahr 2023.

Am letzten Oktoberwochenende trafen sich nun 15 engagierte Trainer*innen, um ein Resümee aus  neuesten Erkenntnissen der Trainingssaison zu ziehen, gute Ideen weiterzuentwickeln und „Flops“ in die Bouletonne zu werfen.

Eine Struktur dieser zwei Tage wurde nach einer kurzen „Meet & Greet-Runde“ gemeinsam festgelegt.

Der Freitag sollte im Zeichen des Hauptthemas „Spielbewertung und Leistungsmessung“ stehen. Am Samstag war Zeit dafür, sich gemeinsam Gedanken zu machen, wie diese Spielbewertung und Leistungsmessung sinnvoll in Projekten und der täglichen Trainingsarbeit genutzt werden kann.

Danach sollte noch ein wenig Zeit für den Ausblick auf die Trainingsarbeit und die Bildungsangebote des Trainer-Netzwerks in 2024 verbleiben.

Das Kernthema des Netzwerktreffens hatte B-Trainer Ludger Roloff hervorragend in Form einer Präsentation vorbereitet. Zunächst einmal unterscheiden wir zwischen Spielbewertung und Leistungsmessung.

Bei der Spielbewertung handelt es sich um eine Dokumentation und Bewertung jeder gespielten Kugel. Hier geht es bei der 1:0 Bewertung los. Eine 1 steht für eine „gute/erfolgreiche“ Kugel, eine 0 steht für das Gegenteil. Dass das eine Vereinfachung ist, die die wirkliche Qualität der gespielten Kugeln nur im Ansatz aufzeigt, war allen Trainer*innen sofort klar. Differenziertere Bewertungsschemata nutzen 3 oder 5 Qualitätsstufen einer gespielten Kugel. Das aktuelle „Non plus Ultra“ ist die Spielbewertungs-App des französischen Verbandes FFPJP. Diese App umfasst 9 Bewertungsstufen, „spuckt“ eine Vielzahl von Statistiken aus und ist für ca. 60,– € zu erwerben. Ludger arbeitet aktuell an einer Excel Spielbewertungstabelle, die ähnlich viele Informationen liefert. Um uns mit den Vorzügen und „Fallen“ dieser Spielbewertungs-Tools vertraut zu machen, haben wir uns gemeinsam ein komplettes Spiel der Damen EM angeguckt und Kugel für Kugel bewertet. Genau diese Praxis lieferte dann den Stoff für sehr spannende und konstruktive Diskussionen über die Einsatzbereiche dieser Art von Spielbeobachtung.

Kein „Buch mit 9 Siegeln“ – die Spiel-Beobachtung mit 9 Bewertungsstufen.

Die Leistungsmessung ist ein zentrales Thema in der Trainingsarbeit. Insbesondere bei dem ganz „heißen Eisen“ der Team-Zusammenstellung in den Vereinen. Jede*r Boulespieler*in kennt Situationen in denen es Differenzen um die wahre und die vermeintliche Leistungsstärke von Spieler*innen geht.

Aber nicht nur bei der Dokumentation der Leistungsfähigkeit, sondern auch als Werkzeug, eine Entwicklung im Leistungsniveau von Spieler*innen zu dokumentieren und zu analysieren, ist eine Leistungsmessung sinnvoll.

Ganz abgesehen von dieser objektivierten Leistungsfähigkeit der Spieler*innen, simuliert die Situation der Leistungsmessung immer auch die „Drucksituation“ im Spiel. Daher stellen Übungen zur Leistungsmessung einen sehr effektiven und sinnvollen Bestandteil von Trainingseinheiten dar.

Nun kommen wir wieder zum Ausgangspunkt dieses Berichts. Training muss Spaß machen. Ja, ein 100 Schuss Test sagt viel über die Trefferquote aus. Ist es aber eine sinnvolle Übung für ein motivierendes Training? Bei dieser Frage kommt dann die geballte Erfahrung von 15 Trainer*innen ins Spiel, die sich gegenseitig Tipps geben können, wie Leistungsmessung attraktiv und sinnvoll in das Training integriert werden kann.

Fazit der intensiven Arbeit zur Spielbeobachtung und Leistungsmessung:

Die Spielbeobachtung ist aufwendig und steht immer in der Gefahr, subjektiv eingefärbt oder gar verfälscht zu werden. Dem kann man nur begegnen, in dem man die eigene Beobachterrolle reflektiert mit dem Willen, möglichst objektiv zu urteilen.

Das gilt für alle denkbaren Bewertungssysteme. Natürlich gilt: Je mehr Bewertungsstufen es gibt, desto differenzierter kann bewertet werden, aber auch desto schwieriger sind Bewertung und Notation.

Übungen zur Leistungsmessung sind von der Hobbyliga bis zum Nationalkader sinnvoll. Hier gibt es einige „Klassiker“, wie die 25/50/100 Schuss-Tests, die Leiterspiele beim Schiessen und Legen, oder das Boule-Sportabzeichen bzw. das Pétanque-Leistungsabzeichen.

Und wenn man dann die richtigen Übungen für die richtige Zielgruppe anbietet, dann sind solche Übungen nicht nur leistungsfördernd und aussagekräftig, nein, sie machen sogar richtig Spaß!

Haben wir Euer Interesse geweckt? Die Netzwerktreffen sollen neben den Zertifikatsausbildungen und den Lehrgängen zum Erwerb der Trainer*innen-Scheine weiter ein fester Bestandteil des Trainer-Netzwerks NRW bleiben.

Es lohnt sich wirklich, nicht nur einen tollen Input (Dank noch einmal an Ludger Roloff) zu bekommen und sich lebhaft über die Trainingsarbeit auszutauschen, sondern auch noch eine Menge Freude zu erleben und vielleicht sogar noch Spaß zu haben. Denn ohne den macht Training keinen Sinn.