Boule an Schulen – ganz konkret

Bericht von Henry Jürgens zur Zertifikatsausbildung Helfer*innen und Trainerassistent*innen Boule in der Sekundarstufe am 10.8.23 in Wermelskirchen.
Knackig: die grobe Zusammenfassung „worum geht es hier heute eigentlch?"

Insgesamt 20 Trainer*innen, Schulleitungen, Sportlehrer*innen, Vereinsspieler*innen, Lehrer*innen, sowie externe Kräfte aus dem AG Bereich in Schulen, trafen sich auf Initiative des BPV NRW auf dem Bouleplatz in Wermelskirchen. Mit Janne und Henry Jürgens leiteten zwei ehemalige Sportleher*innen und aktuelle Trainer*innen des BPV NRW diese Zertifikatsausbildung.

Nach drei Stunden intensiver Arbeit im praktischen und theoretischen Bereich zur Vermittlung von Boule im Bereich Schule, gab es eine interessante Diskussion über die Perspektiven und die praktische Umsetzung des Projekts.

Alle waren sich einig, dass Boule und Pétanque hervorragend für die Sekundarstufe geeignet ist. Der Schwerpunkt liegt sicherlich im AG Bereich und in der Ganztagsbetreuung/Übermittagbetreuung. Aber auch bei Aktionstagen, Sportabzeichenaktionen und im regulären Sportunterricht sehen wir Möglichkeiten, Boule zu vermitteln.

Unser Fokus lag nun darin, zu überlegen, wie wir Boulevereine, Trainer*innen, Sportlehrer*innen und Schulen zusammenbringen.

Interessierte Schulen können sich an Vereine und Trainer*innen wenden. Hier gibt es einfach zugängliche Kontaktadressen auf den Seiten der Vereine, oder beim BPV NRW. Vereine und Trainer*innen wenden sich direkt an die Schulleitungen, oder an die Fachschaft Sport der jeweiligen Schule.

Danach läuft alles über die persönliche Schiene. Gibt es im Kollegium der Schule eine Person, die sich dafür engagiert, Boule an der Schule zu etablieren?

Gibt es unter Trainer*innen und Vereinsspieler*innen Personen, die Kontakte zu Lehrer*innen und Schulen haben?

Aus dem Bereich der Schulen war zu hören, dass dort eine große Offenheit gegenüber Angeboten der Vereine oder Trainer*innen besteht, diese wahrzunehmen, wenn Aufwand und Kosten für die Schule gering sind.

Ein „Starterset“ des BPV NRW, welches leihweise den Schulen zur Verfügung gestellt wird, wäre eine erste Maßnahme. Das Interesse an Crossboccia-Bällen war von Seiten der Schulen sehr hoch.

Weitere Zertifikatskurse dieser Art in NRW sind absolut wünschenswert. Gerade die Verzahnung von Schulleitungen, Sportlehrer*innen, Vereinsspieler*innen und Trainer*innen hat sich als sehr fruchtbar herausgestellt. Darüber hinaus wäre es der nächste Schritt, Lehrerfortbildungen zum Thema Boule & Pétanque über das Fortbildungsportal der Bezirksregierungen anzubieten.

Folgend nun das „Handout“ dieser Zertifikatsausbildung. Wir freuen uns über weitere Ideen und Nachfragen zu dem Projekt.

Zertifikatsausbildung Helfer*innen und Trainerassistent*innen Boule in der Sekundarstufe

Ziel der Ausbildung ist es, im schulischen Umfeld, Kinder und Jugendliche an Boule als Freizeitsport und Pétanque als Wettkampf- und Leistungssport heranzuführen und „alltagstaugliche“ Formate zu entwickeln.

Warum bietet Boule so viele Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche zu bewegen und zu begeistern?

  • Wir brauchen keine Sportkleidung.
  • Wir können meistens auf dem Schulgelände spielen.
  • Wir brauchen keine Sporthallenzeiten.
  • Der Materialaufwand hält sich in engen Grenzen.
  • ALLE Schülerinnen und Schüler (SuS) haben nach kurzer Zeit Erfolge und können „richtig“ Pétanque spielen.
  • Gerade SuS, die in herkömmlichen Sportarten immer zu den Schwächeren gehören, können erfolgreich Pétanque spielen. (Wo gibt es schon Jugendnationalspieler*innen mit ausgeprägter Adipositas?)
  • Alle Geschlechter können problemlos miteinander spielen.
  • Sprachbarrieren werden mühelos überwunden.
  • Jahrgangsstufenübergreifend
  • Inklusion: SuS mit und ohne körperliche Einschränkungen können hier mitspielen.
Referent Henry Jürgens mit BPV NRW-Präsidentin Sandra Pahl.

Wenn wir ein Bouleformat im Umfeld Schule anbieten, möchten wir die SuS möglichst schnell begeistern und dazu befähigen, ein „richtiges“ Spiel zu machen. Wir werden eine solche 45 Minuten Einheit nun gemeinsam durchführen.

Wenn wir ein Bouleformat im Umfeld Schule anbieten, möchten wir die SuS möglichst schnell begeistern und dazu befähigen, ein „richtiges“ Spiel zu machen. Wir werden eine solche 45 Minuten Einheit nun gemeinsam durchführen.

Praxis: Boule lernen in 45 Minuten!

  • Sportartenspezifisches Warmmachen. Macht Spaß und Sinn!
  • Grundtechnik nach dem vereinfachten Technikleitbild mit Crossboccia-Bällen:
    Stand – Schwung – Handöffnung.
  • Halbportée, der „halbe Wurf“ mit Kreis, Donnée-Zone und Zielkugel zum Üben mit den Kugeln.
  • Super Melée und Schweizer System. Turniere organisieren.
  • Welche Regeln brauchen wir für das erste Spiel? (Flip-Chart mit magnetischen, laminierten Kärtchen).
  • Fair play ist mehr als Regelkunde.
  • Wichtige Regeln für das erste Spiel:
  1. KREIS: Wir stehen mit beiden Füßen fest im Kreis. Der Kreis wird immer da platziert, wo das Cochonnet zuletzt lag.
  2. COCHONNET: Wird aus dem Kreis von dem Team, welches die letzte Aufnahme gewonnen hat, auf 6-10m geworfen.
  3. SECHS KUGELN: Hat ein Team zu spielen. Die Reihenfolge ist völlig egal.
  4. WER SPIELT DIE NÄCHSTE KUGEL? Immer das Team, welches NICHT am nächsten am Cochonnet liegt. Und das so lange, bis das Team besser als die Gegner liegt, oder über keine Kugeln mehr verfügt.
  5. MESSEN: Müssen wir dann, wenn es nicht klar ist, welches Team am nächsten am Cochonnet liegt.
  6. PUNKTE: Bekommen wir für jede Kugel, die besser liegt, als die beste Kugel des Gegners. Gewonnen hat das Team, welches zuerst 13 Punkte hat. Erklärung an der Flip-Chart mit Magneten.
  7. SICHERHEIT: Wir spielen mit 600g schweren Stahlkugeln. Um Mensch und Umgebung nicht in Mitleidenschaft zu ziehen, beachten wir ein paar sinnvolle Regeln:
    • Kugeln liegen nicht irgendwo herum (Stolpergefahr, Übersicht, ich habe nach dem Training so viele Kugeln wie vor dem Training, Niemand nimmt sich eine Kugel und zweckentfremdet diese…)
    • Wir spielen auf Spielfeldern. Nur die SuS, die im Spiel sind, betreten diese Spielfelder.
    • Wir „sichern ab“, nicht nur bei einem Schuss, sondern bei allen Übungen.

Praxiseinheit II: Pétanque ist ein Wettkampfsport mit Weltmeisterschaften. Es gibt hier, wie im Fußball und allen anderen Teamsportarten, verschiedene Positionen im Team und eine ganze Menge verschiedene Techniken sowie taktische Spielzüge.

  • Verschiedene Positionen im Team. Legen, Mitte, Schiessen.
  • Legen und Schiessen. Der „Flachschuss“ basiert auf der gleichen Technik, wie das Legen, einfach mit etwas mehr Schwung.
  • Die Kugel davor!
  • Kugelvorteil und Kugelnachteil. Was bedeutet das für meine Taktik? Bei Kugelvorteil schiessen wir im Zweifelsfalle eher, wir wollen vielen Punkte holen. Im Kugelnachteil „verteidigen“ wir eher. Wir wollen vermeiden, dass die Gegner*innen viele Punkte holen.

PRAXISÜBUNGEN:

  • Der „Legetrichter“, um wertvolle taktische Kugeln zu legen und eine Verteidigung aufzubauen. Auch hier mit dem Leiterspiel.
  • Leiterspiele mit dem Flachschuss. 4, 5, 6, 7 m. Möglichkeiten der Differenzierung aufzeigen.

Konkrete Umsetzung im Umfeld Schule

Wo können wir Boule in den Schulalltag integrieren?

  • in der Übermittagbetreuung (bewegte Mittagspause etc)
  • in der Ganztagsbetreuung
  • im (Pflicht) AG Bereich
  • bei Aktionstagen im Bereich Sport oder Französisch
  • im Sportunterrich als Teilbereich Koordination des deutschen Sportabzeichens

Weitere Fragen, die wir klären müssen, bevor wir mit unserem Projekt starten:

  • Wo spielen wir?
  • Wie organisiere ich das nötige Material?
  • Wo finde ich Übungen und weitere Informationen?
  • Gibt es die Möglichkeit, eine Kooperation mit Vereinen oder Spielgemeinschaften „vor Ort“ einzugehen?